Fränkische Zustände.
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verfiel die Macht der Chalifen später, und das Reich zersplitterte sich in Einzelstaaten. Desto bedeutsamer wurde die arabische Kultur. Wohl-Arabische stand und Bildung entfaltete sich im Morgenlande zu derselben Zeit, da imtur" die Kultur im Abendlande tief darniederlag. Ein Welthandel entwickelte sich, der den Orient mit dem Occident verband. Das Gewerbe erblühte, besonders die Weberei von Seidengewändern, Teppichen und baumwollenem Musselin, der nach der Stadt Mossul am Tigris seinen Namen hat, die Herstellung von Waffen (Damascenerklingen), von Schmucksachen aus Metall und Edelsteinen, von prachtvollen Töpferarbeiten.
Die Baukunst brachte so herrliche Schöpfungen hervor wie die Alhambra zu Granada. Und neben der Dichtkunst entfaltete sich die Wissenschaft, so die Philosophie und besonders die Heilkunde.
3. Die karolingische Zeit.
Fränkische Zustände.
§ 19* Ergebnisse der Völkerwanderung. Weite Lande waren von den Laudgewirm Germanen erobert worden; jedoch blieb nur ein Teil davon wirklich ger- Sä manischer Besitz. Nordafrika war seit der Vernichtung der Wandalen ®ermonen' verloren gegangen, Spanien sollte bald darauf in die Hand der Araber fallen, welche, von Nordafrika kommend, die Westgoten vernichteten. England war ein Gewinn für das Germanentum, das sich hier erhielt; dagegen überwog in dem größten Teile Italiens und weiten Strecken Frankreichs die romanische Bevölkerung. So waren also die mit so viel Blut erkauften Provinzen des römischen Reiches nur zum Teil behauptet worden. Andrerseits aber war auch viel altgermanisches Land im Laufe der Völkerwanderung geräumt und eine Beute.fremder Völker geworden; denn in die Gebiete östlich der Elbe und Saale waren die slavischen Wenden, in Böhmen die ebenfalls slavischen Tschechen eingezogen.
Eine Erinnerung aber an die gewaltigen Schicksale und Taten der H-id-nsage. Völkerwanderung erhielt sich in der Heldensage; in ihr spiegelt sich das germanische Mannes- und Frauenideal wieder. Sie verbindet die uralte Vorstellung von dem herrlichen, jngendnmstrahlten Lichthelden Siegfried, der den Hort der Nibelungen, der Nebelmänner, erbeutet, der zu der von bösen Geistern gefangen gehaltenen Sonnenjungfrau Brunhild durchdringt und doch schließlich den Nibelungen zum Opfer fällt, mit der Erzählung von dem furchtbaren Untergang des Volkes der Burgunder durch König
2*
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Die Anfänge der Völkerwanderung.
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Genaueres als' über den Götterglauben unsrer Vorfahren wissen wir über die Mythologie der nordischen Germanen, wie sie in der Edda zusammengefaßt ist. Dort nannte man den obersten Gott Odhin; er feiert in seiner Burg Walhalla fröhliche Gelage mit den erschlagenen Helden, welche die Walküren, die Schlachtjungfrauen, zu ihm emporgetragen haben. Seine Gemahlin heißt Frigg; neben ihr kannte man die liebreizende Göttin Freya. Man erzählte ferner von dem jugendlichen Balder, dem Frühlingsgott; wie die lange Winternacht jährlich gleichsam den Sommer besiegt, so wird Balder von seinem blinden Bruder Hödur erlegt, den Loki, der Gott des Bösen und der Lüge, dazu angestiftet hat. Lokis Tochter hieß Hel, die finstere Todesgöttin, in deren trübseliges Reich alle die hinabsteigen, welche nicht den Tod des Kriegers auf dem Schlachtfelde sterben. In einem letzten Kampfe, so glaubte man, würden die Götter den Riesen unterliegen und die Welt untergehen; aber aus dem furchtbaren Brande werde eine bessere Welt erstehen.
Neben diesen Göttern kannten und verehrten- die Germanen noch die unendliche Menge der Elben (nord. Elfen), die in Haus und Feld, Wald und Heide hausen, der Nixen, die in den Fluten wohnen, der Zwerge, welche die Metallschätze des Erdbodens behüter>^
2. Die Zeit der Völkerwanderung.
Tie Anfänge der Völkerwanderung.
§ 8» In den römischen Grenzlanden waren römische Städte ent- Me standen, z. B. Köln, Mainz, Trier, das zeitweise die Residenz römischer Kaiser war und noch heute mächtige Ruinen römischer Bauten besitzt, sodann in den lanbe' Donauländern Augsburg, Regensburg, Salzburg, Wien. Es hatte sich an Rhein und Donau römisches Leben und römische Kultur angesiedelt; n. a. waren auch die ersten Weinreben am Rhein gepflanzt worden. Mit den Germanen trat man in Handelsverkehr. Man kaufte von ihnen Pelze, Gänsefedern, Haare, mit denen sich römische Frauen schmückten, und Bernstein, der seit alters von der Nord- und Ostseeküste nach Südeuropa gebracht wurde: dafür erhandelten die Germanen Schmucksachen, Waffen und Wein.
Allmählich kam es immer häufiger vor, daß Germanen einzeln oder in Friedliche Haufen über die Grenze wanderten. Je mehr die Bevölkerung wuchs, destotnun^ mehr fehlte es ihnen an Ackerland; die Landnot der Germanen ist eine
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Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919.
Etzel. Sie preist Dietrich von Bern als eine echt deutsche Gestalt, stark und tapfer, versöhnlich und edel, treu und zuverlässig. Sie erzählt von Walter von Aquitanien, der mit seiner Braut Hildegunde aus dem Hunnenlande in die Heimat flieht, und von seinen Kämpfen am Wasgenstein. Sie berichtet von Gudruns Gefangenschaft in der Normannenburg am Meeresgestade und von ihrer Befreiung. Erhalten ist uns aus jener Zeit nur ein Bruchstück des Hildebrandsliedes, dessen Gegenstand ein Kamps zwischen Hildebrand und seinem unerkannten Sohne Hadubrand ist.
Die politischen Zustände und die Kulturverhältnisse von Westeuropa waren durch die Völkerwanderung vollständig umgewandelt worden. Noch erinnerten freilich tausend Spuren an die vorangegangenen Jahrhunderte.
Römische Römische Sitten und Unsitten, römisches Hausgerät, mancherlei römische
01kunstfertigkeit, auch römischer Luxus hatten vielfach Eingang gefunden. Die
Sprache, in der die staatlichen Urkunden ausgefertigt, in der die Gesetze
ausgeschrieben wurden, in der man Briefe schrieb und geschichtliche Werke
versagte, deren sich die Kirche bediente, war die römische. Auch das
Christentum, das wertvollste Gut, welches die Germanen in jenen Zeiten überkommen hatten, verdankte man den Römern. Aber das Christentum erschien bei den roheren Germanen in andrer Gestalt als bei den städtisch verfeinerten Römern; erst nach einer Zeit furchtbarer Verwilderung, in der selbst die Diener der Kirche oft ihre geistlichen Pflichten vergaßen, konnte es die Herzen der Germanen erfassen und ihnen- die Lehren der Demut und Selbstverleugnung näher bringen. Die Kultur war zurückgegangen; die Römerstädte verfielen, die einst vom Verkehr der Kaufleute belebten Straßen verödeten. Höhere Bildung fand man selten; selbst viele Bischöfe konnten nicht lesen. Die Kunst fand wenig Pflege; was man an kostbaren Waffen, Gewändern, Geräten brauchte, mußte man sich meist aus dem Auslande, aus dem oströmischen Reiche kommen lassen.
Fräuiische § 20. Wirtschaft, Stände und Staat der Franken. Das Franken-8uftönbe- land hatte das Aussehen eines großen Bauernlandes. Der Ackerbau war neben der Viehzucht die wichtigste, fast die einzige Quelle des Erwerbs. Die Ackerflur war nun aufgeteilt, das Privateigentum an Grund und Boden eingeführt worden. Auch war man eifrig bemüht, den Urwald zu roden und auf Waldesboden neue Äcker anzulegen. Auf eigenem Hof saß, wenig-Diebauern, stens in weiten Gegenden Austrasiens, der fränkische Bauer. Er war ein wehrhafter Mann, der dem Könige und seinen Beamten zur Heeresfolge verpflichtet war und den die Feldzüge des Königs oft in weite Ferne führten; es war ferner ein freier Mann, der sich auch jetzt noch, wie vordem, zu
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volle Stellung behauptete, wurde bald darauf abgesetzt und in ein Kloster geschickt. Seitdem beherrschte Karl alle Germanenvölker, mit Ausnahme der inselbewohnenden Angelsachsen.
Arabischer § 25. Kriege gegen btc Grenzvölker. Im Jahre 778 hatte Karl die 5tibiufl' Kämpfe gegen die Sachsen durch einen Feldzug gegen die Araber oder Mauren in Spanien unterbrochen. Damals drang er bis an den Ebro vor, ohne doch wesentliche Erfolge zu erringen. Auf dem Rückzüge durch die Pyrenäen erlitt er sogar einen schweren Verlust; denn die von Roland befehligte Nachhut seines Heeres wurde von den Basken im Tale Ronce-Roland. valles vernichtet. Die Gestalt Rolands aber hat die Heldensage mit besonderem Glanze umgeben. Sie macht ihn zum Sohn der Bertha, einer lange verstoßenen Schwester Karls. Sie erzählt, wie er schon als Knabe den Riesen im Ardennenwalde erschlug, und wie er der tapferste unter des Kaisers Paladinen, ein Vorbild in allen ritterlichen Tugenden gewesen sei. Sie berichtet insbesondere von dem Tode des Helden: wie er nach hartem Kampfe, schwer verwundet und zum Tode matt, allein in oder Wildnis übrig blieb; wie er sein herrliches Schwert, damit es nicht in Feindes Hand fiele, auf einem Marmorblock zerschlagen wollte, aber eher der Block als das Schwert zersprang; wie er, nach Hilfe rufend. in das elfenbeinerne Horn stieß, daß es zerbarst; wie er dann im frommen Glauben verschied und seine Seele von den Engeln himmelwärts getragen wnrde.
Erst längere Zeit nach Karls spanischem Feldzuge wurde südlich von den Pyrenäen die spanische Mark gegründet, die einem Markgrafen unterstand. Ferner wurden an der Ostgrenze des Reiches wichtige Kriege Awaren-geführt. Die Awaren, welche in dem heutigen Ungarn wohnten und Me0e- von dort räuberische Einfälle in das Frankenreich machten, wurden mehrmals bekriegt. Karls Sohn Pippin drang tief in ihr Land hinein, erstürmte den Ringwall, hinter dem sie ihre Schätze geborgen hatten, und gewann große Beute. Dort wurde die Ostmark gegründet, und deutsche Ansiedler wanderten in das durch Grenzburgen geschützte Land, das heutige Wend-n-Österreich. ein. Auch gegen die Wenden, die jenseit der Elbe und Dänen-Saale saßen, und gegen die Dänen mußte gekämpft werden; damals Irtt0e' entstanden die Grenzburgen Halle und Magdeburg.
Karls § 26. Karls Kaiserkrönung. 800. Karl herrschte nunmehr von der m*w*’ Schlei bis zum Tiber, von den Pyrenäen bis an die Raab. Weithin reichte sein Ansehen und der Ruhm seiner Macht; selbst mit dem Chalifen Harun al-Raschid zu Bagdad wechselte er Gesandtschaften und wertvolle Geschenke.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Roland Bertha Karls Karls Karls Pippin Karls Karls Karl Karl Harun
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Spanien Karls Karls Ungarn Karls Ostmark Magdeburg Karls Karls Bagdad
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Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919.
Vormundschaft des Vaters, des Bruders oder des Gatten; die Ehe wurde noch in der Form des Brautkaufs geschloffen; der Frau bürdete man die wirtschaftliche Arbeit auf. Aber als Hausherrin und Mutter ward sie dennoch hochgeachtet; Frauen übertrug man gern ein priesterliches Amt; etwas Heiliges und Ahnungsvolles schrieben die Germanen, wie der römische Geschichtschreiber Tacitus berichtet, dem Weibe zu.
glaube' § Der Götterglaube der Germanen. Ihren Göttern errichteten die Germanen keine Tempel, sondern beteten sie in uralten, heiligen Hainen an; auch machten sie von ihnen keine Bilder. Sie opferten ihnen Feldfrüchte und Tiere, besonders Rosse, aber auch Kriegsgefangene. Sie verehrten einen Gott des Himmels und des Sturmwinds, Wodan (Wuotcrn). Er ist der Allvater und Götterkönig. Einäugig, mit breitem Hut und weitem, blauem Mantel fährt er auf weißem Wolkenroß durch die Lüfte; Hunde umbellen ihn, Raben flattern um ihn her. Er ist ferner der Totengott, der im Innern der Berge über die Toten herrscht. Er hat aber auch die Schriftzeichen der Runen erfunden, denen man Zauberwirkung zuschrieb. Ihm war der Mittwoch heilig (Wodanstag, engl. Wednesday). Reste des Wodansglaubens finden sich in der Sage vom wilden Jäger, der zur Nachtzeit mit dem wilden Heer durch die Lüfte fährt.
Wodans Gattin ist Freija, die Beschützerin der Ehe und der Familie, welche die Schlüssel des Hauses an der Seite trägt; der Freitag ist ihr geweiht. Auch sie lebt in der Sage fort als Frau Holle, d. i. die Holde, welche bei Schneefall die Betten schüttelt und das fleißige Mädchen mit Gold, das faule mit Pech überschütten läßt, oder als Frau Berchta oder Bertha, die zur Zeit der geheimnisvollen Zwölfnächte (um Neujahr) in langwallendem Schleier durch die Lande zieht. Von der Erdgöttin Nerth u s erzählt uns der römische Geschichtschreiber Tacitus: sie wohnt auf einer Meeresinsel in einem heiligen Hain; zu bestimmten Zeiten fährt sie, Frieden und Freude verbreitend, auf einem Wagen, den heilige Kühe ziehen, durch die Lande. Der einarmige Ziu, nach dem der Dienstag den Namen hat, war der Gott des Krieges. Der Gewittergott ist Donar, der mit dem Hammer bewaffnet ist und auf dem rollenden, von Böcken gezogenen Donnerwagen dahinstürmt. Er galt den Germanen zunächst für den Vorkämpfer der lichten Götter, der Äsen, gegen die Riesen, wilde Naturgewalten, die mit immer erneutem Angriff die göttliche Ordnung und Sitte bedrohen; je mehr sie aber in den kommenden Jahrhunderten aus Kriegern zu einem Bauernvolke wurden, desto mehr wurde Donar, der den Regen sendet, zum Beschirmer der Fluren und des Ackerbaus.
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Monate nach ihr schied auch die deutsche Gräfin, welche ihrem Gemahl noch drei Kinder geschenkt hatte, aus dem irdischen Leben. Sie wurde ihrer vorangegangenen schwesterlichen Freundin zugesellt. Der Graf selbst verschied im 60. Lebensjahre, und seine Kinder, zwei Söhne und drei Töchter, ließen ihn zwischen den beiden Frauen bestatten, auch für alle drei einen herrlichen Grabstein künstlich Herrichten, darauf ihre Bildnisse zu ersehen sind. Später ist ihr Stein vom Skt. Petri-Berge herabgebracht und im Dome zu Ersurt ausgerichtet worden, ein redender Sagenzeuge sür alle kommenden Jahrhunderte. (Nach L. Bechstein.)
20. Der Kinderfcmz.
Von Erfurter Sagen ließe sich allein ein Buch süllen; es gibt deren sehr viele, sehr schöne und sehr schaurige. Ersurt, des Thüringer Landes uralte Hauptstadt, ward früh von der Poefie geküßt und bekränzt.
a) Schon im Jahre 1212 war eine wunderbare Erregung unter die Kinder in Thüringen und Sachsen gekommen. Ein Knabe wandelte durch Städte und Dörfer und sang ein Kreuzlied. Sein
Inhalt war, Christus wolle ihnen sein heiliges Kreuz, das noch
in Türkenhänden fei, zu eigen geben. Da faßte alle Knaben, die ihn fingen hörten, eine Betörung, das Kreuz zu erobern. Sie
traten in großen Haufen die Reise gen Jerusalem an, und weder
gute noch böse Worte, weder Bitten noch Banden, weder Sanftmut noch Schläge hielten sie zurück. Die Mehrzahl der armen
Kreuzfahrer kam schon in den Schweizer und Tiroler Alpen durch Frost und Hunger um, und die so glücklich waren, Schiffe zu erreichen, verdarben durch Sturm und Wellen.
b) Im Jahre 1237 am 15. Juni ereignete sich eine gar wunderbare Begebenheit. Ueber 1000 Erfurter Kinder vereinigten sich zu einem großen Reigen. Sie zogen durch das Löbertor dem
Steiger zu und die Höhe auf dem alten Wege hinan, über Waltersleben, Eischleben, Ichtershausen und Rudisleben, immer tan zend und singend. Gegen den Abend kamen sie sehr müde nach
Arnstadt, wo sie von den Bürgern, die gar nicht wußten, was
dieser Kinderzug bedeuten solle, ausgenommen wurden. In Ersurt aber entstand Schrecken und Jammer, denn in zahllosen Häusern wurden die Kinder vermißt. Niemand wußte, wo sie geblieben und wohin sie gekommen waren, bis die Botschaft von Arnstadt kam, daß die Kinder dort seien. Da wurden am andern Morgen viele Wagen angespannt und die Kinder wieder geholt. Den Arn-städter Bürgern wurde viel Dank gesagt, auch eine Spende in den Dom gestiftet. Niemand aber wußte zu sagen, was die Kinder verleitet, so weit fortzuziehen ohne Urlaub und Wegkunde. Auch blieben viele dieser Kinder hernach bleich und krank und zitternd, waren stets müde und hinfällig. Ihr Tanz war eine Volkskrank-
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mahl eingenommen. Seine Bereitung gehörte zu den Ausgaben des Truchseß. Zwischen dem Frauenhaus und dem Palas lag das Wohnhaus für die Dienerschaft und das Rüsthaus. Das Schnitzhaus lag unmittelbar neben dem Bergfrit an seiner Westseite. In ihm wurden die Waffen, Schilde, Befestigungswerkzeuge und auch mancherlei Hausrat hergestellt.
Aus der Geschichte der Burg: So fah die Mühlburg vielleicht fchon ums Jahr 1000 aus. Damals war sie nach dem gleichnamigen Roman Gustav Freytags das „Nest der Zaunkönige", in dem Jmmo mit seinen Brüdern unter der Aussicht der edlen Mutter zu tatensrohen Männern heranwuchsen. Nur einige hundert Schritte braucht man auf dem Bergrücken der Schloßleite hinzugehen, um die jetzt verschüttete Schlucht zu finden, über die hin-wegfpringend Jmmo seinen Bruder Odo, der ihn um den Vor rang des Aeltesten neidete, überwand.
Wann die Bischöse von Utrecht die Mühlburg veräußert haben, weiß man nicht genau. Sicher ist nur, daß sie zu Anfang des 11. Jahrhunderts dem Pfalzgrafen Wilhelm von Sachsen gehörte. Er überließ die Burg dem Mainzer Erzstist zu Lehen, das dieselbe an ein gräfliches Geschlecht, welches nach ihr sich nannte, weitergab. Die Grafen von Mühlburg hatten sie bis zum Jahre 1240 irtrte. Ihr letzter Sproß war Meinhard V. Er war zugleich Herr der Wachsenburg. Von ihm wird erzählt, daß er wenige Jahre nach dem Sängerstreit auf der Wartburg mit Walther von Vargula, einem anderen Thüringer Edlen, im Aufträge des Landgrafen Hermann als Brautwerber an den ungarischen Königshof zog, um von dort die vierjährige Königstochter als Braut an den landgräflichen Hof zu geleiten. Sie sollte mit ihrem Bräutigam Ludwig gemeinsam erzogen werden. Zehn Jahre später fand auf der Wartburg die Hochzeit statt, bei welcher Graf Meinhard als Brautführer diente. Dann begleitete er den Landgrafen auf seinem Kreuzzuge und brachte von Otranto aus Ludwigs Leiche der untröstlichen Elisabeth nach Thüringen zurück. Mit Kaiser Friedrich Ii. weilte er zweimal in Italien; auch mußte er in dessen Auftrag die Reichsacht an Erfurt vollziehen. Auf seinen Willen hin verglich sich die Stadt mit dem Kaiser und dem Erzbischof von Mainz; doch blieb Erfurt von nun ab dem Grafen Meinhard feindlich gesinnt und schädigte ihn, wo es nur konnte. Darüber erzürnt, ließ der Mühlburger inmitten der Stadt Erfurt einen Bürger ergreifen, auf seine Burg führen und in strengem Gewahrsam halten. Dadurch lud er aber den Zorn des Kaisers auf sich. Er verfiel der Reichsacht, mußte fliehen und blieb seitdem verschollen. Die Burg fiel an Mainz zurück. Hundert Jahre
später verkaufte das Erzstift die Mühlburg an Erfurt, das sie 1592 an den Herzog Wilhelm von Sachsen herausgeben mußte.
Noch einmal kam die Mühlburg an Mainz zurück (1665), bis sie
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Ankunft des Leichenzuges: Längst ist der Frühling ins
Land gezogen. Die Erde hat sich in ihr blühendes, duftiges Gewand gekleidet, und Wald und Flur sind belebt von einem munteren Vogelvölkchen; sonst aber ist es feierlich still. Nahe am Bache stehen mehrere Männer in leise geführtem, ernstem Gespräch. Emer von ihnen blickt, um die Zeit zu messen, zur Sonne. Auf seine Bemerkung halten die andern prüfende Ausschau. Dann streckt der eine die Hand dorthin, der andere in entgegengesetzter Richtung, der dritte nach Süden, und von allen Seiten sieht man, hier vereinzelt, dort in Gruppen, Menschen dem Tale zuschreiten, Männer und Weiber, Knaben und Mädchen.
Plötzlich kommt größere Bewegung in die Menge der Anwesenden. Alle Köpfe wenden sich nach Süden. In feierlichem Zuge nahen sich die Leidtragenden mit der Leiche des Häuptlings von der Höhe des Rockhäuser Berges herab. Ueber den leblosen Körper ist ein Linnentuch gebreitet. Sechs Männer tragen das Brett, das als Bahre dient. Vor dem Toten schreiten die zahlreichen Diener und Dienerinnen, Gefäße der verschiedensten Art tragend, die aus Erde gefertigt sind, bauchige Urnen, weite Schalen und flache Schüsseln. Unmittelbar vor der Leiche gehen zwei Diener, die das Bronzeschwert und den mit Bronzeplatten und feinen Nägeln aus demselben Metall prunkend beschlagenen Schild tragen. Zunächst hinter den Trägern schreitet die Witwe des Verstorbener^ ihr folgen die übrigen Versippten. Sie ist eine hohe, schlanke Frau von edler Haltung; ihr Antlitz zeigt tiefen Schmerz.' Heute trägt sie nichts von dem sonstigen reichen Bronzeschmuck; kerne wertvollen Bronzeringe zieren ihren Oberarm, keine bronzenen Zierplatten schmücken die Brust, keine der oft snßlangen Bronzenadeln dient dem langen Linnengewand als Hafte.
Das Begräbnis: An einem bevorzugten Platze des Fried-Hofes setzen die Träger das Brett mit dem Leichnam nieder. Ein Greis, den die Kleidung vor den übrigen auszeichnet, tritt jetzt vor. Es ist der Richter in streitigen Sachen und zugleich der Priester für die ganze Niederlassung. Er wendet das mit langem Barte geschmückte Gesicht der östlichen Himmelsgegend zu und spricht ein Gebet; denn dieses Volk verehrt ein höheres Wesen und glaubt an ein Fortleben im Jenseits. Dann wendet er sich zu den Umstehenden und hält dem Geschiedenen eine Gedächtnisrede. In den Mienen der Zuhörer ist zu lesen, daß die Worte des Redners den Tatsachen entsprechen.
Nun legen die Träger den Toten auf den sorgsam geebneten Boden einer mäßig tiefen Gruft und Diener führen das Lieb-lingspferd herbei. Ein dumpfer Schlag ertönt. Wie vom Blitze getroffen, stürzt das Roß zu Boden. Betäubt, empfindet es nicht, daß fein Blut dahinrieselt. Als das letzte Lebenszeichen erloschen, legen die Männer das Tier dem Verstorbenen zur Seite; er soll im Jenseits nicht ohne sein erprobtes Roß sein.
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chensmühle an der Gera) eine Furt durch die Gera herstellen (?), damit man mit dem Vieh von dem einen User an das andere
kommen konnte. An dieser Stelle wurde dann ein Dors erbaut,
welches nach dem König und der Furt Erpessmt, auch Erphesfnrt,
genannt wurde. Es geschah dies etwa um das Jahr 325 n. Chr.
Später wurde das Dors nebst dem dabei gelegenen Schilderode durch Zwischenbauten verbunden, daß sie einen einzigen Crt, Erfurt, ausmachten.
Aus Erpes folgte König Hoher. Sein Sohn soll das Schloß Moleberg, die Mühlburg, erbaut haben (319 oder 349). — Die nächsten 100 Jahre herrschte in Thüringen tiefer Friede. Das wurde aber anders, nachdem Günther, damals Gunthahar genannt, zum Kriegskönig gewählt worden war. Er verband sich mit dem Frankenkönige Chlodius (428—448) zu einem gemeinschaftlichen Kriegszuge gegen den römischen Feldherrn Aetins. Da ihm aber die Thüringer Großen die Heeressolge verweigerten, trat er von dem Bündnis zurück. Nun wurde Ehlodius am Nie-derrhein (430) von Aetins besiegt. Ueber den Wortbruch Günthers erbittert, siel der Frankenkönig später in Thüringen ein und machte das Land seinem Reiche zinsbar. Um aber den Thüringern das Joch leicht zu machen, ließ er die Kriegskönigswürde bestehen; nur brachte er es dahin, daß man seinen Stiessohn Merwig wählte. König Günther war darüber sehr erzürnt und saun ans Rache. Bald fand sich auch eine günstige Gelegenheit. Der Hunnenkönig Attila drang mit einem gewaltigen Heere von 700 000 streitbaren Männern über den Rhein, um Gallien und Franken zu erobern, und König Günther sandte ihm einen treugebliebenen Heerhausen zu. Ucberall, wohin die wilde Horde kam, wurde geraubt und das Land verwüstet, so die Städte Straßburg. Speier, Worms, Mainz und Trier. Endlich wurde das Hunnenheer ausgehalten. Auf den katalannischen Feldern kam es zu einer furchtbaren Schlacht, in welcher die vereinigten Römer, Goten, Franken und Burgun-den Sieger blieben. Attila mußte den Rückzug antreten. Kaum die Hälfte feiner Mannschaft rettete er bei Köln über den Rhein. König Günther ließ ihn zu sich nach Jsanach einladen. Attila kam in das Thüringer Land und wohnte am Hofe Günthers, der wieder zu Macht und Ansehen gekommen war. Günther hatte eine schöne Tochter, Kriemhilde, welche Attila zur Gemahlin nahm. Nun herrschte er zu Eisenach selbst wie ein König, berief die vornehmsten Thüringer zu sich, ernannte sie zu Heerführern und schenkte ihnen verschiedene Dörfer. Der Festjubel dauerte einige Monate. Da erhielt Attila die Botschaft, daß steh germanische Volksstämme im Süden und Osten des Reiches gegen ihn erhoben hätten. Er verließ darum Eisenach und zog nach Italien.
Der von den Thüringern erwählte König Merwig soll ein kluger, umsichtiger und tapferer Herrscher gewesen fein. Er erbaute der Sage nach viele Ortschaften, gründete Arnstadt, umgab Merse-
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Extrahierte Personennamen: Günther Günthers Günther Attila König_Günther Günther Speier Attila Günther Attila Günthers Günther Günther Attila Attila
Extrahierte Ortsnamen: Gera Gera Erfurt Mühlburg Nie-derrhein Thüringen Rhein Gallien Worms Mainz Rhein Jsanach Eisenach Eisenach Italien Arnstadt
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In demselben Jahre wurde Heinrich Ii. zum Herrscher von Deutschland erwählt und vom Erzbischos Willegis von Mainz gekrönt. Er kam zur Huldigung nach Thüringen, wo er von den Thüringer Edlen unter der Führung des Grafen Wilhelm von Weimar und Orlamünde aufs ehrerbietigste begrüßt wurde. Erfreut darüber, übertrug er dem Grasen Wilhelm die Herrschaft in Thüringen und erließ den Thüringern den bisher gezahlten Schweinezins. Später wurden die Grasen von Weimar unter Wilhelm Ii., dem Solme des vorigen, auch Markgrafen von Meißen. Aber auch dem neuen Geschlechte gelang es nicht, die ausschließliche Herrschaft über Thüringen zu gewinnen.
Zu dieser Zeit war die Besiedlung des Landes noch sehr ge ring. Sie erstreckte sich nur aus die flachen Täler des mittelthü-ringischen Beckens, der Werra und Saale. Große Teile des Landes waren noch mit Wald und Sumpf bedeckt und das Gebirge fast menschenleer. Ter bedeutendste Ort Thüringens war Ersurt. das aber schon unter Mainzer Herrschaft stand. (Nach Julius Koch, Tr. E. Devrient n. a.)
ö. Die Religion der alten Chüringer.
Tie Altthüringer waren Heiden wie alle Germanen. Sie dachten sich die Natur von unsichtbaren, lebenden Wesen bewohnt, die ihnen teils freundlich, teils unfreundlich gesinnt waren, und verehrten sie in Hainen, an Quellen und aus Höhen. Hier opserte der Hausvater sür die Familie oder der Edeling sür die Völkerschaft Feldfrüchte, Rinder und Pferde, um die guten Götter dem Spender wohlwollend zu erhallen, die bösen aber günstig zu stimmen. Tem Opfer folgte immer die Gilde oder der Opferfchmaus.
Wodan: Gleich den übrigen Germanen verehrten die Alt-
thüringer in Wodan den Göttervater und den Gott Himmels und der Erde. An ihn erinnern in unserer Gegend noch die Ortsnamen Utzberg (urkundlich Wodanesberg) und Udestädt. Möglich ist auch, daß der Name des Erfurter Abgottes Wage, dessen geweihte Eiche der Sage nach von Bonisaeins gefällt wurde, ein: Verunstaltung des Namens Wodan ist. Zur Zeit des Erntefestes opferten unsere Vorfahren dem Göttervater in der Wawet (Steigert am Ufer der Gera Rinder, Eber und Gänse und zündeten Fackeln und Lichter zu seiner Ehrung an. Diese Gebräuche haben sich in den Kirmesschmäusen und Martinsfeiern bis auf unsere Tage ertasten. Nach Einführung des Christentums wurde Wodan zum wilden Jäger und zum Knecht Ruprecht (hrudperat = der Ruhmglänzende, ein Beiname Wodans). Auch glaubte man statt seiner in den Wodensbergen berühmte Helden und Kaiser wohnen, so Friedrich Barbarossa im Kysshäuser, den eine alte Urkunde als Wodensberg bezeichnet. Unter den christlichen Heiligen wurde der reitende Skt. Martin mit dem Mantel, an dessen Kalendertage
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TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Erzbischos_Willegis Wilhelm Wilhelm Wilhelm Julius_Koch Devrient Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Martin
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Mainz Thüringen Weimar Thüringen Weimar Utzberg Gera Kirmesschmäusen Wodans